Ganz schön laut, diese Roten

Rote Funken zahlen Bußgeld wegen nächtlicher Ruhestörung: „Gerichtliche Strafverfügung“ von 1954 findet sich im umfangreichen Archiv der bald 100-jährigen KG. Plakat erinnert sogar an Sitzung von 1904.

Eschweiler. Einige Monate müssen noch ins Land ziehen, doch das außergewöhnliche Jubiläum wirft bereits seine Schatten voraus: Die KG Rote Funken Artillerie feiert während der kommenden Session ihr 100-jähriges Bestehen.

Auch im Hinblick darauf richteten die Verantwortlichen der Gesellschaft vor rund einem Jahr ein Archiv in der Inselstraße 13 ein. Dort können zahlreiche Exponate aus der Geschichte der indestädtischen Roten Funken bewundert werden. Angefangen bei einer nahezu vollständigen Sammlung der Gesellschaftsorden seit dem zweiten Weltkrieg über Fotoalben und Fotos aller 14 Rote-Funken-Prinzen bis hin zu einem besonderen Dokument: einer „Gerichtlichen Strafverfügung“ aus dem Februar 1954, in der die Roten Funken wegen nächtlicher Ruhestörung, nach einer Sitzung waren sie gegen 1.20 Uhr mit klingendem Spiel Richtung Innenstadt gezogen, ein Bußgeld von 22,50 DM auferlegt bekamen.

Raritäten aufgearbeitet

Seit wenigen Tagen schmücken nun drei weitere Raritäten das Archiv: Plakate aus den Jahren 1904 (als es die Gesellschaft offiziell noch gar nicht gab, spätere Funken die Eischwiele Fastelovend aber bereits tatkräftig unterstützten), 1954 und 1955.

Drei Jahrzehnte lang befanden sich die Exponate in der Obhut von Willi Gibbels, Archivar der Roten Funken, der die Plakate privat aufhob. Vor einiger Zeit wanderten sie dann zum Landschaftsverband Rheinland, dessen Restauratoren in mühevoller, rund 40-stündiger Kleinarbeit ihr Können unter Beweis stellten.

Nun freut sich nicht zuletzt Dirk Münstermann, stellvertretender Archiver und Zeugwart, der für das neue Archiv verantwortlich zeichnet, über die „Schmuckstücke“, die den Raum in der Inselstraße 13 veredeln. 2000 Euro kostete das „auf Vordermann bringen“, 1400 Euro brachten die Roten Funken selbst auf, ein Zuschuss von 600 Euro kam vom Land, da es sich bei den Plakaten um „für die Öffentlichkeit relevantes Kulturgut“ handelt.

Archiv für jeden offen

Dieses kann nach Absprache mit Dirk Münstermann (☏ 10528) gerne von jedem Interessierten besichtigt werden. Überhaupt bitten die Roten Funken um Präsident Hubert Deutz, Kommandant Peter Pfeiffer, die beiden Archivare Willi Gibbels und Dirk Münstermann sowie den Ehrenratsvorsitzenden Klaus-Dieter Bartholomy die Eschweiler Bürger, eventuell vorhandene Funken-Utensilien aus der Vergangenheit der Gesellschaft zur Verfügung zu stellen.

Leihgaben willkommen

„Auch bei Leihgaben garantieren wir die Unversehrtheit“, versichert Dirk Münstermann. Schließlich wird am 29. Oktober in der Sparkassen-Geschäftsstelle Marienstraße die Ausstellung „100 Jahre KG Rote Funken Artillerie Eschweiler“ eröffnet. Und das Repertoire an Ausstellungsstücken soll sich bis dahin nach Möglichkeit noch vergrößern. Obwohl die Auswahl schon heute beeindruckend ist. „Es ist erstaunlich, was in einem Jahrhundert so alles zusammenkommt“, wundert sich auch Hubert Deutz. In gut einem halben Jahr kann also auch das 1,31 Meter x 1,04 Meter große, hochformatige und nun restaurierte Plakat aus dem Jahr 1904 von den Ausstellungsbesuchern begutachtet werden. Oder man findet zuvor den Weg zur Inselstraße 13. Dirk Münstermann würde sich freuen. Anruf genügt. (ran)

(Wir zitieren die Eschweiler Nachrichten vom 20.04.2012)
Foto: Andreas Röchter