Eschweiler. 100 Jahre entschlossener und (fast immer) erfolgreicher Kampf gegen Griesgram und Muckertum! Doch statt kummervoll unter dieser schweren Last zusammenzubrechen, präsentiert sich das Korps der KG Rote Funken-Artillerie Eschweiler in seiner Jubiläumssession quitschfidel und voller Energie.
So auch während der «Großen Jubiläums-Galasitzung» am Samstagabend im proppenvollen Zelt auf dem Marktplatz, bei der die Funken selber, aber auch unzählige Freunde, Gönner und Wegbegleiter auf den rundesten aller Geburtstage anstießen. Ausnahmsweise hatten die «Kerle voller Schneid und voll Humor» die Uniform gegen den schwarzen Anzug getauscht, um ein Programm der absoluten Spitzenklasse einfach einmal genießen zu können.
Aber Präsident Hubert Deutz, der von Zeremonienmeister Fred Bündgens zur Bühne geführt, zunächst alle Blicke auf sich gerichtet sah, vergaß nicht, die Menschen besonders herzlich zu begrüßen, ohne die die Roten Funken nicht die Roten Funken wären: «Ein herzlicher Gruß gilt unseren Damen, ohne die dieser Abend nicht der gleiche wäre.»
Lecker Mädche, staatse Käls
Und dann öffneten sich alle Schleusen und ein Programm nahm seinen Lauf, für das die Redewendung «Schlag auf Schlag» eine absolute Untertreibung wäre: Den Anfang machte das Tanzkorps «Kölner Rheinveilchen», das mit gefühlten 30 «lecker Mädche» und 15 «staatse Käels» die Bühne stürmte und zu Klängen von «In Kölle jebützt» und des «Rheinveilchen Tropical» im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Akrobatik vorführte, bei der das eine oder andere Veilchen bis kurz unter das Zeltdach geschleudert wurde. Nach einer großartigen Zugabe empfingen die Tänzerinnen und Tänzer vom Publikum im stehen dargebrachte verdiente Ovationen.
Mit Dr. Heinz Jansen war es dann der Ehrenleutnant der Roten Funken, Vorsitzende des 185 Mann starken Festausschusses sowie der Präsident der Scharwache, der während seiner Laudatio ein «Jahrhundert in Rot und Weiß» Revue passieren ließ und die Funken aufforderte, «mit Stolz zurück sowie mit Mut nach vorne zu schauen». Kurz darauf wunderte sich kein Geringerer als Guido Cantz über die großartigen Parkgelegenheiten rund ums Zelt, um anschließend einen persönlichen Blick auf das Jahr 2012 zu werfen. «Nicht nur Heidi Klum hat sich von Seal getrennt, auch Jenny Elvers von Jack Daniels», analysierte er bedeutende Ereignisse. Er selbst habe im Sommer griechisch gegrillt: «Ohne Kohle!» Abschließend zeigte er sich optimistisch, dass der 1. FC Köln in der Champions League spielt, bevor der Flughafen Berlin-Brandenburg eröffnet werde.
Kölsche Fiesta
Großartige Stimmungslieder aus eigener Feder präsentierten die Klüngelköpp, die eine «Kölsche Fiesta» zelebrierten und nicht erst mit ihrer Zugabe «Wenn am Himmel de Stääne danze» die Jecken im Saal von ihren Stühlen rissen. Auf sein wahrlich schweres Schicksal als Lehrer, Ehemann und Anhänger des 1. FC Köln wies anschließend Martin Schopps hin. Dessen Schüler erweisen sich übrigens keinesfalls als dumm, eher als «Niveauflexibel», so dass sich aus dem früheren «Allgemeinwissen» ein Zustand des «im Allgemeinen ohne Wissen» entwickelt habe.
Ihrem Namen machten die fünf quirligen Damen der «Funky Marys» einmal mehr alle Ehre. Das Quintett der «Mädche vum Rhing» steht auf «Cowboys in Lederhosen», träumte sich durch die Nacht, fragte keck «zu mir oder zu dir?» und versicherte glaubhaft «Mädchen lügen nie». Aus dem Märchenwald hatte «Et Rumpelstielzje» Fritz Schopps den Weg in das «Märchenzelt» der Roten Funken gefunden. Nicht zuletzt, weil ihm das «Spieglein» an der Wand wahrheitsgemäß verraten hatte, dass dort die 500 schönsten Mädchen der Welt versammelt seien.
Wehmütig schaute er dann auf die Welt vor 30 Jahren zurück, als seine karnevalistische Karriere begann. «Damals war es wirklich noch wie im Märchen: Der FC Pokalsieger, ein Liter Diesel kostete sechs Groschen, das Schwarzgeld konnte problemlos in die Schweiz transferiert werden, ein Handy wog 800 Gramm und Deutschland wurde von einem Mann regiert.»
Unter dem Motto «Stimmung ist Pflicht» eroberten dann neun «Unkeler Ratsherren» mit Tuba und «de decke Trumm» die Zeltbühne und lieferten eine Show mit Colonia-, Amerika- und Operetten-Medleys, so dass den Zuhörern Hören und Sehen verging. Seine liebe Mühe hatte wenig später Fred van Halen mit seinem frechen Vogel Aki, der nicht nur die Kellner ordentlich auf Trab hielt, eine Dame mit drei Knöpfen am Jacket als Angela Merkel erkannte sondern auch eine Lanze für das weibliche Geschlecht brach: «Was soll eine Frau hinter dem Herd, wenn alle Knöpfe vorne sind?»
Orkan der guten Laune
Eine in allen Belangen wesentlich bessere Figur als «ihre» Kicker am Abend zuvor machten die «Cheerleader» des 1. FC Köln, die sich in puncto Bewegungsfreudigkeit, Technik und Taktik als absolut erstligareif erwiesen und den Saal ein weiteres Mal zum Kochen brachten. So mussten «unsere» (O-Ton Hubert Deutz) «Original Eschweiler» das schon mehr als glimmende Feuer nur kurz anhauchen, um am frühen Morgen des 11.11 einen Orkan zu entfachen. Ob mit «Let´s get loud», dem «Bickendorfer Büdchen», einem Geburtstagsständchen für den Vorsitzenden Willi Jansen, «Sevilla» oder «Liebchen» – die Gala zum 100. Geburtstag fand einen grandiosen Abschluss.
P.S.: Um 18.40 Uhr hatte das Telefon von Hartmut Fröhlich geklingelt. Der Zahlmeister der Roten Funken erhielt die Absage der «Räuber». Eine «technische Panne» verhindere den Auftritt in Eschweiler. «Eine Unverschämtheit», machte Präsident Hubert Deutz seinem Ärger Luft, um wenige Stunden später ins Publikum zu fragen «Vermisst ihr Sie?» Die Antwort war lautstark und eindeutig, hatte vier Buchstaben und begann mit einem «N».
Wir zitieren die Eschweiler Nachrichten vom 12.11.2012 (ran)